>> REPORTAGEN | FIGHT EXTREMISM

Wien, Österreich, 2017

Not in God´s Name heißt eine Wiener Initiative die sich die Radikalisierungsprävention von muslimischen Jugendlichen in Wien zum Ziel gesetzt hat. Mit Hilfe von Role Models soll im Zuge von Schulbesuchen, Sportveranstaltungen und Social-Media Kampagnen, Toleranz und Gewaltfreiheit gefördert werden.

Vahit Ipek

Die Stars in der österreichischen Kampfsportszene haben großteils selbst Migrationshintergrund. Sie kennen die Probleme und Lebensrealitäten der Jugendlichen und werden deshalb von ihnen auch ernst genommen. „Das kann die Politik nicht leisten“ sagt Alexander Karakas, der Initiator des Projekts.

Foad Sadeghi, amtierender dreifacher Welt- und Europameister, leitet das Kampfsportzentrum Tosan im 2. Wiener Gemeindebezirk. Es ist egal welche Religion, Herkunft oder welches Geschlecht man hat, hier ist jeder willkommen. Das Training und die Gemeinschaft habe schon viele Jugendliche auf den richtigen Weg gebracht.

Muhammad Jafari ist ein Beispiel dafür. 2015 ist er alleine aus Afghanistan nach Österreich geflüchtet. Über eine Betreuerin in einer Flüchtlingsunterkunft für minderjährige unbegleitete Geflüchtete hat er den Kontakt zum Verein Tosan bekommen. Der Kickbox-Europameister Vahit Ipek ist mittlerweile wie ein großer Bruder für ihn geworden.

Muhammad spricht heute fließend Deutsch, ist österreichischer Meister im Kickboxen und erfolgreich in der Schule.

Vahit ist schon seit vielen Jahren in Österreich. Er stammt aus der Türkei und ist praktizierender Moslem. „Das was der IS macht, hat nichts mit meiner Religion zu tun. Da geht’s nur um Geld und Macht“, ist er sich sicher.
Jugendliche, die hier keine Perspektiven haben und es an positiven Vorbildern fehlt, würden sich leicht von den falschen Leuten zu Blödsinn verleiten lassen.

Karim Mabrouk war von Anfang an als Role Model bei der Initiative beteiligt. Er stammt aus Ägypten, ist gläubiger Moslem und betet fünf Mal am Tag. Es ärgert ihn was radikale Fundamentalisten für ein Bild vom Islam schaffen. Auch wenn seine Mutter das Boxen nicht gefällt, ist sie stolz auf ihn.
Karim ist nicht nur mehrfacher Europameister, er studiert auch Soziale Arbeit und möchte Jugendlichen das weitergeben was auch ihm geholfen hat, nicht in schiefe Bahn zu geraten.

Beim Sport mit Vorbildern trainieren die Kampfsport-Idole mit Jugendlichen die sich zum einmaligen kostenlosen Workshop angemeldet haben. Zwischen den Sportübungen sprechen sie mit ihnen über Respekt, Gewalt im Alltag und Extremismus.

Das Konzept klingt vielversprechend, ist jedoch nicht immer leicht umzusetzen. Ob wirklich die Jugendlichen abgeholt werden, die gefährdet sind sich zu radikalisieren, bleibt fraglich.

Omid, Mohamed, Benjamin und Seraj hat das Training mit den Boxstars Spaß gemacht. Sie hätten aber lieber mehr trainiert und weniger gesprochen, meinen sie.
Die Jugendlichen sind vom Krieg in Syrien und Afghanistan geflüchtet. Sie sind froh in Österreich ihre Ruhe zu haben und wollen von dem Thema Radikalisierung und Extremismus am Liebsten gar nichts mehr hören, sagen sie.